Eine Frau und ein Mann sitzen Rücken an Rücken und schauen auf ihre Laptops, die auf ihren Beinen liegen. © picture alliance / Westend61 | Westend61 / Jo Kirchherr
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AUDIO: 75 Jahre Grundgesetz: Wie steht es um die Gleichberechtigung? (3 Min)

75 Jahre Grundgesetz: Wie weit sind wir in Sachen Gleichberechtigung?

Stand: 18.05.2024 06:00 Uhr

Das Grundgesetz wird am 23. Mai 75 Jahre alt. In Artikel 3 heißt es: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt". Ein Satz, der 1949 als wegweisend galt. Wo stehen wird diesbezüglich - zwischen hohem Anspruch und alltäglicher Wirklichkeit?

von Isabel Lerch

Das eine ist das, was fest im Grundgesetz niedergeschrieben ist: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" steht im Artikel 3. Ein Satz - kurz und klar. Das andere ist der praktisch gelebte Alltag - und die Frage, wie weit Deutschland tatsächlich mit der Gleichberechtigung der Geschlechter ist.

Daniela De Ridder, SPD © picture alliance / dts-Agentur | -
Die SPD-Abgeordnete Daniela de Ridder setzt sich seit Jahren für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ein.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Daniela de Ridder setzt sich seit Jahren für die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen ein - zum Beispiel in Führungspositionen, aber auch in der Außenpolitik. Sie meint: "Ich gehöre zur Generation der Babyboomer und muss sagen: Wir sind sehr weit gekommen. Wenn ich mir anschaue, wie viele junge Abgeordnete hier Kolleginnen sind, die Kind und politische Karriere miteinander verknüpfen können, was zu meiner Zeit nie möglich gewesen wäre, dann bin ich richtig stolz."

Neben SPD sieht auf die Union positive Entwicklungen

Wilfried Oellers, CDU © picture alliance / dts-Agentur | -
Der CDU-Abgeordnete Wilfried Oellers sieht in Sachen Gleichberechtigung vieles auf den Weg gebracht.

Auch Wilfried Oellers, Bundestagsabgeordneter von der Union, sieht positive Entwicklungen. Als Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales setzt er sich für die Teilhabe von Frauen ein - insbesondere auch in der Arbeitswelt. Man habe zwar vieles auf den Weg gebracht, sagt er. Trotzdem stellt Oellers immer wieder fest, "dass es Frauen in Führungspositionen nicht leichter gemacht wird, wenn sie gleichzeitig Familie und Beruf miteinander vereinbaren wollen. Da ist es natürlich auch die Frage: Gibt es genügend Angebote für Frauen - was Kinderbetreuung betrifft?"

Bündnis Sahra Wagenknecht lenkt Blick auf Lohnunterschiede

Sevim Dagdelen, Bündnis Sahra Wagenknecht © picture alliance / dts-Agentur | -
Sevim Dagdelen (BSW) weist auf die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen hin.

Sevim Dagdelen, Abgeordnete vom Bündnis Sahra Wagenknecht, ist da pessimistisch. Und betont: "Wenn man sich zum Beispiel die Lohnunterschiede anschaut, haben wir viele Hausaufgaben bis heute nicht erledigt. Es ist überfällig, dass es tatsächlich auch in materieller Hinsicht eine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gibt."

Schritt für Schritt umgesetzt

In rechtlicher Hinsicht war die Gleichberechtigung der Geschlechter von Anfang an im Grundgesetz festgeschrieben - aber erst in den Jahrzehnten nach 1949 wurde sie Schritt für Schritt umgesetzt. So durften Frauen erst ab 1958 ohne die Zustimmung ihres Ehemanns ein Konto eröffnen, eigenes Geld besitzen und arbeiten gehen. Eine andere, wichtige Wegmarke: der gesetzliche Mutterschutz für berufstätige Frauen, eingeführt 1968. Deutlich später gab es einen weiteren wichtigen Punkt, auf den Justizminister Marco Buschmann (FDP) hinweist: "Eine Sache, die wir uns heute überhaupt nicht mehr vorstellen können: Es hat bis 1997 gedauert, bis der Gesetzgeber entschieden hat, dass auch eine Vergewaltigung innerhalb einer Ehe strafbar ist."

Gleichberechtigung nach wie vor kein Selbstläufer

Es sind wichtige Errungenschaften, die man in diesen Tagen zwar durchaus feiern sollte, findet Inge Gräßle, Bundestagsabgeordnete der CDU. Aber klar ist für sie auch: Die Gleichberechtigung zwischen Männer und Frauen bleibt weiter eine wichtige Aufgabe der Politik. Gräßle selbst war unter anderem Landesvorsitzende der Frauen Union und engagiert sich seit Jahren dafür, dass insbesondere politische Ämter stärker von Frauen besetzt werden. Denn: "Frauen treiben das Thema anders voran als Männer, das habe ich in jedem Parlament gesehen. Aber es ist nach wie vor kein Selbstläufer. Keine Frage, wir müssen dranbleiben. Auf, Mädels!"

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